Bisher war es so, dass die eigentlich mächtige Aotobranche regelrecht vor dem ADAC zitterte. Nun verfolgen die deutschen Automanager die Krise des Clubs mit gemischten Gefühlen, aber auch Schadenfreude macht sich breit.
Noch im Januar traff sich fast die gesamte Spitze der deutschen Automobilindustrie in München um den ADAC-Preis „Gelber Engel“ zu feiern. Nur zwei Tage später mochten die meisten den Tag wohl am liebsten aus ihrer Erinnerung löschen. Es war der Tag an dem der Automobilclub gestand, bei der Wahl geschummelt und Umfrageergebnisse korrigiert zu haben. Das genaue Ausmaß des Skandals wird sich wohl erst in den nächsten Tagen offenbaren, wenn der ADAC die Ergebnisse der Untersuchung der Prüfungsgesellschaft Deloitte veröffentlicht. Dann wird sich auch zeigen ob nur die Stimmenanzahl bei den Umfragen oder sogar die Platzierung korrigiert wurde.
Mit fast 19 Millionen Mitgliedern und dem auflagenstärksten Magazin „Motorwelt“ ließ der ADAC den Konzernen gern seine Macht spüren und die sonst so gewichtige Automobilbranche zitterte regelrecht vor dem gelben Riesen. Nun schrumpft der Respekt der Branche. „Der ADAC hat seine Machtstellung für immer verloren, ganz sicher gegenüber der Industrie und Politik“, sagt Berater Wolfgang Inhester, früher Kommunikationsdirektor von Mercedes-Benz. „Schneller ist noch keine Institution zusammengebrochen“, der Vorgang sei „vergleichbar mit der Sprengung des Uni-Hochhauses in Frankfurt am letzten Sonntag“.
Um zu retten was zu retten ist, vereinbarte der Verwaltungsrat gerade einen Zehn-Punkte-Plan, welcher mehr Transparenz erlauben und so wieder Vertrauen aufbauen soll. „Wir nehmen die Kritik und die Vorwürfe der vergangenen Wochen sehr ernst“, erklärte der Verein im Anschluss auf Facebook. „Als Konsequenz hat der ADAC ein umfassendes Reformprogramm eingeleitet und weiter konkretisiert.“
Titelbild: © Frank C. Müller /CC-BY-SA 4.0 (via Wikimedia Commons)